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Am Wasser gebaut - Die besten Wohnlagen in Leipzig


Eine junge wachsende Stadt – Leipzig steht in der Beliebtheitsskala ganz oben. Das liegt vor allem an den aufwendig sanierten Wohnungen im Zentrum. Nun will ein Bauprojekt auch brachliegende Viertel am Hafen hübsch machen.

Krise? Welche Krise? Kennt der Leipziger Immobilienmarkt nicht. Zumindest nicht, was die guten und sehr guten Lagen betrifft: Hier stiegen die Preise im vorigen Jahr trotz Finanzkrise moderat bis deutlich. Klingt erstaunlich, ist aber so. Und wird verständlich, wenn man sich näher mit der Lage der Grundstücke befasst: Die Häuser stammen überwiegend aus der Gründerzeit und liegen fast ausschließlich im Zentrum oder Südwesten der Stadt – grenzen aber gleichzeitig an riesige Landschaftsparks. Kein Wunder, dass ihr Angebot knapp wird. Vor allem Eigentumswohnungen haben sich verteuert, auch weil Sonderabschreibungen für sanierte, denkmalgeschützte Häuser die Investoren anlocken.

Die sind auf dem Erstmarkt nicht mehr so allein wie noch Jahre zuvor. „Immer mehr Leipziger kaufen Wohnungen zur Eigennutzung“, berichtet Makler Andreas Köngeter. Vor allem junge Familien zieht es in die hochwertigen Wohnungen in Innenstadtnähe. Und während früher Preise von 2400 Euro pro Quadratmeter hier das Maximum waren, sind sie heute normaler Durchschnitt.

Eine Entwicklung, die mit Abstrichen auch auf die Mieten abfärbt: In Spitzenlagen beträgt das Maximum acht bis 8,50 Euro, in seltenen Fällen sogar neun Euro pro Quadratmeter.

In Sachen Wohnqualität sind die Leipziger aber schon lange verwöhnt – den lukrativen Sonderabschreibungen sei Dank. Designerbäder mit Whirlpool, ein Kamin und Kameraüberwachung gehören in guten Lagen zum Standard. Auch eine Sauna im Keller ist nichts Außergewöhnliches. Wovon inzwischen sogar Objekte an Hauptverkehrsstraßen profitieren. Denn während Bauträger noch vor Kurzem ausschließlich Wohnungen in ruhigen Seitenstraßen sanierten, richten sie heute selbst Objekte her, die an der Käthe- Kollwitz-Straße oder der Friedrich-Ebert- Straße liegen. Aufgrund der ungebrochen hohen Nachfrage lohnen sich jetzt auch diese Vorhaben.

Die Wohnungen werden verkauft oder vermietet. Was allerdings nicht für Objekte gilt, die länger als zehn Jahre nicht saniert wurden. Da sie nicht mit dem hohen Standard der umliegenden Gebäude mithalten können, sind sie eher für Eigennutzer interessant.

Wer statt einer Wohnung ein Haus sucht, tut sich in Leipzig schwer: Klassische Eigenheimviertel hat die Stadt kaum. Einzige Ausnahmen sind Schleußig und Gohlis-Süd, doch auch dort ist der Umsatz gering. „Wer nicht verkaufen muss, der verkauft in unsicheren Zeiten nicht“, beschreibt Stefan Naether die Lage. Wegen des akuten Platzmangels sind Stadthäuser ein Verkaufsschlager. In beliebten Wohngebieten wie dem Musikviertel, Gohlis-Süd, Plagwitz, der Südvorstadt und Connewitz füllen sie noch einzelne Baulücken. Aber auch ihre Preise ziehen an. Für 200.000 Euro sind Objekte kaum noch zu haben.

Bis 2008 waren auch nördliche Eigenheimlagen wie Wiederitzsch sehr beliebt. Der nächtliche Fluglärm des Paketdienstleisters DHL am nahen Airport legte den Immobilienmarkt in diesem Viertel aber so gut wie still. „Was wohl eine Überreaktion war“, erklärt Makler Jürgen Poschmann.

Da sich der Fluglärm in Grenzen hält und die Standorte über eine sehr gute Infrastruktur verfügen, keimt die Nachfrage langsam wieder auf. Auch 20 Jahre nach der Wende sind Immobilienkäufer in Leipzig nicht bereit, jede Summe zu zahlen. So bleiben die Preise gedeckelt. Nur wenige Einwohner können mehr als 600.000 Euro aufwenden. Zuzügler verkaufen zwar ihre Eigenheime im Westen, suchen in der neuen Heimat aber lieber zentrale und hochwertig sanierte Eigentumswohnungen. Leipzig ist beliebt wie nie: eine junge Stadt, die ständig wächst – mit den niedrigsten Lebenshaltungskosten im Land. Doch es gibt auch Entwicklungen, die den Markt möglicherweise negativ beeinflussen.

So plant etwa die kommunale Wohnungsbaugesellschaft LWB, 4500 ihrer Wohnungen in guten und sehr guten Lagen zu verkaufen – wenn das Angebot an Wohnungen die Nachfrage übersteigt, fallen die Preise. In den einfachen und mittleren Lagen stagniert der Markt bereits, teilweise verfallen die Preise. Eigentumswohnungen in diesem Segment werden von Maklern kaum noch angenommen. Das westlich gelegene Lindenau gehört zum Beispiel in diese Kategorie. Brachliegende Industrieflächen, vermüllte Grundstücke und Löcher im Asphalt prägen bislang das Bild dieses Viertels.

Das könnte sich aber bald ändern: Der Durchbruch des Karl-Heine-Kanals zum Lindenauer Hafen – dort sieht es derzeit besonders trostlos aus – ist beschlossene Sache. Der erste Spatenstich ist für November 2010 geplant, das Bauvorhaben steht unter dem Motto „Wasserstadt Leipzig“. Vom Lindenauer Hafen, der nach dem Durchbruch ein Sportboothafen wird, soll man dann über verzweigte Wasserstraßen bis zur Neuseenlandschaft im Süden der Stadt gelangen. Ein Projekt, das den Industrieschmutzfleck am Hafen mittelfristig zu einem beliebten Anlaufpunkt machen könnte. Nicht nur Lindenau, auch das weiter südlich gelegene In-Viertel Plagwitz könnte vom neuen Konzept profitieren.

Leipzig bietet in guten und sehr guten Lagen echte Wohnqualität. Die Preise dafür werden weiter steigen: für Häuser und Eigentumswohnungen um vier bis sechs, bei Mieten um zwei bis fünf Prozent. Der konstante Zuzug vor allem junger Menschen und ein stabiler Leerstand von etwa zehn Prozent reduzieren die Risiken. Und auf lange Sicht bleiben auch Investments in Toplagen eine aussichtsreiche Sache.
FTD, Martin Kraushaar, capital.de, 24.06.2010

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